Was für ein Jahr. 2020: Das Jahr des geforderten «Social Distancings».
Ein Jahr, das uns für ewig in Erinnerung bleiben wird. Alles hat sich geändert.
Wir berühren uns nicht mehr, wir waschen und desinfizieren unsere Hände gefühlte
zig Millionen Mal am Tag, wir sind in unserer geliebten Bewegungsfreiheit
eingeschränkt. Alles notwendig um diesen *#%!+& Virus einzudämmen.
Letztendlich mit der Folge, dass viele Menschen zum ersten Mal plötzlich ins Home
Office gesteckt wurden – und immer noch drin stecken. Am Anfang mochte es noch
ganz interessant, sogar angenehm lustig sein – aber heute? Nach einer nun
trägen Home Office Schwangerschaft von bald 9 Monaten haben wir neue
Erfahrungen gewonnen (nicht nur beim Bauchumfang so wie bei mir….und nein, ich
bin nicht schwanger), wie gehen wir nun längerfristig mit dieser Situation um? Denn
dieses Virus scheint sich regelrecht bei uns einzunisten.
Home Office sollte ja ein «Physical Distancing» und nicht «Social Distancing»
sein. Der Begriff «Social Distancing» für Abstandhalten ist meines Erachtens
irreführend. Dennoch, liegt es nicht in der Natur der Sache, dass man jetzt noch
mehr über WhatsApp und Messenger, noch mehr über E-Mail kommuniziert als vorher?
Wer ruft überhaupt heute wen noch an und wozu? Ich merke es bei mir: Praktisch
alle Terminanfragen erhalte ich entweder via Kontaktformular oder per Mail. Die
Anrufe bleiben aus. Ich ertappe mich auch dabei, lieber ein Mail zu schreiben
als direkt anzurufen. Wird unser digitales Kommunikationsverhalten durch diese
Pandemie jetzt erst recht kultiviert? Klar ist, E-Mails und Telefonate
haben ihre eigenen Vor- und Nachteile.
In Zeiten von Home Office und flächendeckendem «Social Distancing» begleiten uns unsere elektronischen Geräte
noch viel mehr als sonst. Viele Menschen haben ihr Handy oder Tablet abends als
Letztes in der Hand und greifen am anderen Morgen gleich nach dem Aufwachen als
Erstes wieder danach. Im Laufe des Tages nehmen wir unsere mobilen Begleiter
öfter in die Hand (gewisse Menschen sogar beim Zähneputzen oder mit auf das
stille Örtchen!), als uns möglicherweise bewusst ist. Wo bleibt denn das «Physical
Distancing» zu unseren digitalen Geräten? Wo hört der Nutzen auf und wo setzt
die Abhängigkeit ein? Für viele Menschen ist es bereits unmöglich 10 Minuten lang
keine E-mails zu checken oder nichts auf den Social Medien zu lesen. Und jede
Pause ist ein Vorwand, das Smartphone zu zücken, nach neuen Nachrichten oder
Meldungen Ausschau zu halten, um gleich wieder loszutippen. (Nebenbei bemerkt, ich staune immer wieder
über Personen, die mit ihren zwei Daumen superschnell lange Textnachrichten
schreiben können.)
Ständig sind wir erreichbar, quasi immer in Bereitschaft um zeitnah alles zu
beantworten, oftmals für die Arbeit, und zwar «24/7». Diese Geräte sind wie
eine unsichtbare Nabelschnur. Die Trennung von Arbeit und Freizeit findet so
gar nicht mehr richtig statt. Die Zeitfenster um neue Energien zu tanken und
uns zu regenerieren sind heute derart klein geworden mit der Auswirkung, dass
das Stressniveau im Allgemeinen zunimmt. Es müssen jetzt dringend klare Grenzen zwischen dem Arbeitsalltag im Home
Office und dem Privatleben gezogen werden.
Daher mein Appell:
«Digital Distancing». Die digitalen
Geräte einfach mal abschalten und dies aushalten – und zwar täglich. Twitter,
Facebook und sogar Ihre E-mails kommen auch ohne Sie eine Weile aus. Die
digitalen Geräte zu ignorieren und innerlich abzuschalten werden nach der Corona
Pandemie erst recht viele wieder lernen müssen.