Jeder von uns kennt ihn, den
«Inneren Kritiker». Diese fiese innere Stimme, die ungefragt kommt, uns
verunsichert und am liebsten unser Verhalten anprangert. Unaufgefordert mischt
diese Stimme
sich in unser Denken und Handeln ein. Der innere Kritiker kennt nur «gut oder
schlecht» und keine Zwischentöne. Er kann an allem herumnörgeln und beschäftigt
sich damit, unsere persönlichen Verfehlungen und Unzulänglichkeiten lautstark anzugreifen.
Er hat seine Lieblingsthemen, auf denen er herumreitet und führt Statistiken
über jeden vermeintlichen Fehler, welche er uns unermüdlich unter die Nase
reibt. Und das tut er immer genau dann, wenn wir eigentlich Unterstützung und
Trost nötig hätten.
Wir können dann nicht mehr offen und neugierig mit uns selbst sein. Stattdessen
betrachten wir uns durch die abwertenden Augen unseres inneren Kritikers. Nicht
nur unser Verhalten wird dann beurteilt, sondern er schafft es tatsächlich, uns
als ganze Person abzuwerten. Das heisst, wir haben nicht lediglich einen Fehler
begangen, sondern wir SIND der Fehler. Zudem spekuliert dieser innere
Kritiker gerne darüber, was wohl andere über uns denken und stellt auch Vergleiche
mit Anderen an.
Welches sind die
positiven Absichten des inneren Kritikers?
So feindselig die Stimme auch ist, sie hat eine verdeckte Mission: Der innere
Kritiker will warnen und uns vor Enttäuschungen sowie negativen Gefühlen schützen.
Wenn wir auf ihn hören, bleiben uns vielleicht Enttäuschungen, Verletzungen und
Misserfolge erspart. Aber dieses Bewahren vor Misserfolgen führt auch zu
Ängsten, fehlendem Selbstvertrauen und hemmt die Kreativität. Ist der innere
Kritiker bei der Ideenfindung unkontrolliert aktiv, wirkt er wie ein Bremsklotz.
Herausforderungen werden dann nicht angepackt, man bleibt in der Komfortzone
stecken und schliesslich findet keine eigene Weiterentwicklung statt.
Der Sinn oder die positive
Absicht des inneren Kritikers ist oftmals auf den ersten Blick nur schwer
erkennbar. Er gibt uns die Gelegenheit ein Thema zu hinterfragen und von einer
anderen Perspektive zu begutachten. Nehmen Sie seine Kritik entgegen. Prüfen
Sie diese realistisch und auf die Fakten bezogen, bedanken Sie sich bei ihm dafür,
dass er Sie hinterfragt – und dann ziehen Sie Ihr Vorhaben durch!
Dem inneren Kritiker kann
man nicht kündigen – oder ihn einfach entsorgen. Er gehört zu uns, ist Teil von
uns. Also freunden wir uns doch mit ihm an und machen ihm zum Verbündeten. Es
braucht Bestimmtheit und Übung um sich mit ihm besser zu verständigen und ihn wo
nötig in Schach zu halten. Er ist kein Feind, auch wenn sich das gelegentlich
so anfühlt. Und wir können steuern, uns nicht von ihm beherrschen zu lassen.
Folgende Fragen kann man
sich stellen, um den inneren Kritiker wahrzunehmen und seine Meinung differenziert
zu prüfen: - Wovor will er mich in diesem konkreten Moment schützen?
- Wovor muss ich seiner Meinung nach Angst haben?
- Wo ist seine Sorge vielleicht sogar berechtigt (realistischer
Faktencheck)?
- Wo übertreibt er?
- Was könnte im schlimmsten Fall passieren, wenn ich mein
Vorhaben durchziehe?
Das nächste Mal wann der
innere Kritiker die Oberhand hat, versuchen Sie mit ihm konstruktiv ins Gespräch
zu gehen. Hinterfragen Sie SEINE Meinung und rücken Sie diese in die
richtige Perspektive. Setzen Sie sich mutig mit dem inneren Kritiker
auseinander. Mut bedeutet zu handeln, obwohl man Angst hat. Dies führt
unweigerlich dazu die Komfortzone zu verlassen und am Ende zu Wachstum. Beruflich
wie auch privat. Es ist eine bewusste Entscheidung, wie man mit dem inneren
Kritiker umgehen will. Sie haben die Wahl!
Die Poetin Erin Hanson hat zauberhaft in Worten gefasst: ‘There is
freedom waiting for you, on the breezes of the sky, and you ask, “What if I
fall?” Oh but my darling, what if you fly?’